Gedankenverloren ging ich meine Runde im Park. Die Luft war eisig kalt und es roch nach Schnee. Tief steckte ich meine Hände in die Jackentasche und stapfte munter durch diesen kalten Februartag.

In einem kleinen Waldstück wurde ich drei jungen Mädels gewahr. Sie standen im Kreis etwas abseits vom Weg und schienen betroffen zu sein. Ich gesellte mich zu ihnen und sah auch schon den Grund für deren Bestürzung.

Ein toter Rabe lag mit dem Schnabel nach unten am Wegesrand. Sein Gefieder glänzte bläulich und es ging eine erbarmungslose Schönheit von ihm aus.
Aufgelöst schwieg ich.

„Nun vom Baum kann er ja nicht gefallen sein“.
„Vielleicht war er einfach alt“. „Oder krank“.
Das Geplapper der Girls holte mich aus meiner Starre heraus.

„Sollen wir ihm ein Begräbnis machen“? hörte ich mich fragen. Mit grossen Augen schauten sie mich an. „Oh, ja. Das wäre cool!“
Gesagt getan.

Wir suchten zuerst eine würdige Stelle, etwas abseits von den Gehwegen. Danach machten wir ein weiches Bett aus Blättern, wo wir den Raben dann behutsam drauflegten.
Darauf folgte eine weitere Schicht Blätter mit denen wir ihn zudeckten.

Das Grab sah sehr schön aus, aber etwas fehlte noch.
Eines der Mädchen hatte dann die grandiose Idee, unsere Stätte mit Hölzern zu markieren. Wir steckten also in alle vier Himmelsrichtungen Äste in die Erde und dekorierten sie mit Blättern und Gräsern.

Nun war der Rabe geschützt.

Wir standen noch eine Weile ehrfürchtig vor der Ruhestätte, ehe jeder von uns wieder seiner Wege ging.

Ja. So hätte es sein können. War es aber leider nicht. Denn als ich den toten Raben sah fiel mir weder ein was ich sagen noch was ich tun könnte.
Schade darum.

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Text: Petra Höberl
Bild: pixabay

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