Pescara hatte sich zurückgezogen. Die Zeit des Kämpfens war in den Hintergrund getreten und alles was Pescara wollte, war, zu heilen. Ihre Verletzungen sind tief. Alte Wunden, die immer wieder aufreißen. Stinkende Geschwüre, voller Eiter und Blut. Ja, sie hatte gekämpft, weil es notwendig war. Doch jetzt hatten sich die Zeiten gewandelt und Pescara durfte sich nun erholen. Auch das war notwendig, denn sie war schwach geworden.
Tagelang durchwanderte sie dieses Gebiet. Immer auf der Hut vor jeglichen Geräuschen aller Art. Darauf bedacht, ihre Spuren zu verwischen. Sie konnte sich keine Fehler mehr erlauben. Nicht in ihrem Zustand. Endlich – sie war schon über eine Woche unterwegs – fand sie diese Höhle. Sie war genau das was sie brauchte.
Gelegen auf einer Anhöhe, mit einem Aufstieg von ein paar hundert Metern. Eingebettet in einem Berg mit Blick auf Waldgebiet. Hier fand Pescara Nahrung, die momentan vorwiegend aus Aas bestand. Westlich zog ein kleiner Bach seine Spuren durch den Wald und sicherte ihr somit Pescaras Existenz.
Die Höhle lag gut geschützt etwa 30 Meter im Berg. Sie war verlassen und duftete nur noch schwach nach seinem Vorbesitzer. Pescara nahm an, dass er weggezogen oder tot war. Sie mochte den Duft. Er weckte etwas in ihr. Etwas Tiefes, dass sie nie kennengelernt hatte. Was immer es auch war, es brachte ihr Frieden.
Erleichtert machte sich Pescara daran, die Gegend zu ihrer Heimat zu machen. Sie steckte die Grenzen ab, darauf bedacht, sich nur das zu nehmen, was sie auch bewältigen konnte. Dementsprechend klein fiel Ihr gewähltes Revier aus. Doch das spielte keine Rolle – denn sie hatte endlich etwas eigenes. Die Zeit war auf ihrer Seite, denn in wenigen Wochen würde es Winter sein und alle Wölfe sind momentan damit beschäftigt ihre eigenen Clans winterfest zu machen. Man würde sie in nächster Zeit in Ruhe lassen und ihr somit die Pause gewähren, die sie brauchte.
Text: Petra Höberl
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