Ihr Verstand hatte Panik.
Verzweifelt versuchte sie, seit Tagen schon, sich nicht von ihm anstecken zu lassen.
Je näher das Datum rückte, desto panischer wurde er. Immer wieder schaltete er sich zu, entwarf Szenarien, eine schlimmer als die andere.
Manchmal überrumpelte er sie, z.B. als sie sich eine komplett neue Garderobe, extra für diesen Anlass gekauft hatte. Als ob eine neue Kleidung automatisch für ein besseres Selbstwertgefühl sorgen würde!
Sie wusste aus Erfahrung, dass das nicht klappt.
Sie beobachtete ihren Verstand. Er entwarf Strategien zu sämtlichen Szenen die seiner Meinung nach vorkommen könnten. Dabei bediente er sich aller Bücher die sie je in ihrem Leben gelesen hatte.
Sie hatte viele Bücher gelesen.
Und heute Morgen dann das i-Tüpfelchen.
„Wie lange willst du dich denn noch zum Affen machen?“ Der Satz kam aus dem nichts.
Sofort hatte sie ein schlechtes Gefühl.
Ironischerweise kam ihr „Stadtaffe“ in den Sinn.
Innerlich lächelnd wippte sie zur imaginären Musik.
Da bemerkte sie es. Durchschaute plötzlich die Strategie ihres eigenen Verstandes.
Sie spürte dem Satz nach. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ..
.. .. ..
Es war ihr egal!
Das Leben wäre ziemlich langweilig, würde sie sich nicht ständig zum Affen machen.
Sie hasste Langeweile.
Aber stimmt es überhaupt? Machte sie sich tatsächlich zum Affen?
Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Ja, sie hatte sich oft zum Affen gemacht. Wieder und wieder. Das ist es, was ihren Verstand so panisch macht. Er erinnert sich. An ihre Traurigkeit, die sie selbst nicht so richtig verstanden hatte. Ihre Rückzüge.
So oft hatte sie ihre Wunden geleckt, die sie nicht mal richtig sehen konnte.
Ihr Rücken straffte sich. Sie liebte ihren Verstand gerade ein bisschen.
Und ihre Würde hob sich ein kleines Stück. Und mit ihm, ihr Selbstwert.
Text: Petra Höberl
Bild: pixabay/ Gellinger