Immer nur weiter.
Die Stimme ist gnadenlos.
Du musst vorwärts kommen!
Ihre Arme und Beine sind blutig zerkratzt. Erschöpft hackt sie mit ihrer Machete auf die dicken Lianen ein, die immer und immer wieder vor ihr auftauchen. Es ist zum verrückt werden. Kaum hat sie eine weggeschlagen, tauchen fünf neue vor ihr auf.
Du schaffst es! Gib nicht auf, treibt die Stimme sie an.
Entschlossen packt sie ihre Machete fester und hackt auf eine besonders hartnäckige Liane ein.
Autsch!
Verwirrt bleibt sie stehen.
Los, los. Bleib nicht stehen! Du musst in Bewegung bleiben. Stillstand bedeutet der Tod!
Sie will nicht sterben. Zögernd hebt sie die Machete in die Höhe. Bereit zum ausholen. Und lässt den Arm wieder sinken.
Was tust du denn da?, schimpft die Stimme.
Ja, das frage ich mich auch, erwidert sie. Was tue ich hier eigentlich?
Es ist dein Schicksal! Die Stimme klingt nun schmeichelnd. Es ist dein Schicksal durch den Dschungel zu laufen und Lianen ab zu hacken. Irgendwann wirst du deinen Weg finden und dann wirst du wahrhaftig glücklich sein. Die Stimme gurrt fast wie eine Taube, so sanft klingt sie nun.
Ein Gefühl erfasst sie plötzlich. Ein brennendes rotes Gefühl in ihrer Brust. Es dehnt sich aus, kilometerweit durch den ganzen Dschungel.
Du lügst!, schreit sie.
Die Lianen um sie herum erzittern heftig.
Du kennst den Weg gar nicht, und er ist dir auch völlig egal, nicht wahr? Hauptsache, ich Trottel bin beschäftigt! Los, los !, äfft sie ihn nach. Sag es nur!
Die Stimme schweigt. Stattdessen blitzt und donnert der Himmel. Gleichzeitig öffnen sich die Schleusen des Himmels und waschen ihre Wunden sauber.
Sie schmeißt ihre Machete zu Boden.
Danke!, sagt die Liane.
Fast ist sie glücklich.
Text: Petra Höberl
Bild: pixabay/ Hans