Diese Geschichte ist nicht ganz ernst zu nehmen:-)
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Es war einmal ein kleines Dorf irgendwo in Oberösterreich.
Die Menschen dort blieben lieber unter sich, was nicht hieß dass Gäste nicht willkommen gewesen wären. Im Gegenteil.
Sie kannten sich untereinander und Probleme wurden meistens am Stammtisch lautstark diskutiert.
Wenn jemand krank war, oder Hilfe brauchte, dann war immer jemand da, der einem zur Seite stand.
Es war ein unbeschreibliches Gemeinschaftsgefühl, dass dieses Dorf zusammen schweißte. Für Außenstehende war das sehr schwer zu verstehen und doch hatte es etwas Faszinierendes, fast schon magnetisches.
In letzter Zeit wurde dieses Thema am Stammtisch heiß diskutiert. Das Dorf fühlte sich bedroht. Die Städter kamen immer näher. Sie bauten prächtige Häuser überall und verbreiteten die Lebensweise der Stadt immer mehr auf das schöne Land.
„Ich sage euch, ich habe ja nichts gegen die Städter, aber am liebsten sind sie mir in ihrer Stadt!“ wetterte der Toni gerade lautstark.
Beifallendes Brummen ertönte, während der Wirt eine neue Runde brachte.
„Vielleicht sollten wir eine Mauer bauen?“ überlegte Hans laut.
„Oder eine hohe Einbürgerungssteuer“, antwortete Fritz.
Viele sinnige und unsinnige Theorien und Vorschläge gab es an diesem Abend, doch sie konnten sich auf keine gemeinsame Lösung einigen. Frustriert wurde eine neue Runde bestellt, doch niemand konnte den schwarzen Schatten ignorieren, geschweige denn wegsaufen der sich über das heimelige Dorf zu legen schien.
August hatte nachdenklich zugehört. Ihn betraf die Situation besonders hart. Seine Tochter hatte sich in einen Städter verliebt und ihm unmissverständlich klar gemacht, dass sie ihn zu heiraten wünschte.
Der Schwiegersohn in spe war ja an und für sich ein ganz netter Kerl, auch wenn man ihm wirklich alles erklären musste. Von nichts schien er eine Ahnung zu haben.
Stirnrunzelnd stellte er sich eine Invasion von lauter solcher Menschen in diesem Dorf vor. Ihm schauderte.
Eine Woche später spazierte er mit Julian, den besagten Schwiegersohn, über sein weit ausgedehntes Land.
Immer wieder musste er dumme Fragen beantworten, was zur Folge hatte, dass er schon ausgesprochen genervt war.
Sie kamen zu einer großen Wiese, auf der ein kleiner Bach verlief. In der Wiese standen die Fischreiher bewegungslos herum und genossen die Sonne.
Da fragte ihn Julian: „Warum hast du hier Fischreiher gesteckt? Als Deko?“
Irritiert blickte August ihn an.
„Oh, das dient als Abschreckung für die Forellen im Bach, weißt du. Sonst würden sie mir dauernd herausspringen. Das möchte ich vermeiden.“ antwortete er todernst.
Im Geheimen fragte er sich, ob es wohl illegal ist, seine Tochter einfach Zwangs zu verheiraten. Mit einem Mann seiner Wahl. Seufzend schüttelte er den Kopf.
Als er das nächste Mal ins Wirtshaus ging, herrschte Freudenstimmung. Jemand las gerade aus der Zeitung vor:
„…es wird ersucht, die Bevölkerung dieses Dörfchens zu vermeiden. Seltsame Angewohnheiten scheinen die Dorfbewohner zu pflegen. So werden z.b. Fischreiher als Dekoration ins Feld gesteckt um die Fische im Zaum zu halten…“
Lautes Gelächter ertönte.
Und so kam es dass sich die Dorfbewohner allerlei lustige und blödsinnige Traditionen und Geschichten ausdachten, die rasant ihre Runde machten.
Die Folge davon war, dass das kleine Dörfchen als einziges von der Invasion der Städter verschont blieb und bis heute als Perle der Natur bekannt geblieben ist.
Die Einwohner erkannten etwas sehr Wichtiges. Kannst du sie nicht schlagen, dann spiegle Sie.
Und der Julian? Der hat August’s Tochter geheiratet. Bis heute muss er sich die Geschichte bei jeder Gelegenheit anhören.
Text: Petra Höberl
Bild: pixabay/ User: stux