Und mag nicht mehr rennen,
sprach Großvater und zwinkerte seinen beiden Enkelinnen verschmitzt zu.
Beide lachten ihr glockenhelles Lachen und stürmten auf den alten Herren zu.
„Großvater, warst du immer schon so alt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du einmal ein Kind warst!“ fragte ihn eines der Mädchen neugierig.
„Oh, sprach der Großvater. Ich war einmal jung und schnell. Schneller als ihr beiden.“
Erinnerungen zogen vor sein inneres Auge vorüber.
„Ich hatte die längsten Beine und ich lief den anderen immer voraus. Niemand konnte mich schlagen. Als ich älter wurde, kam das Auto und laufen war nicht mehr notwendig. Irgendwann wurde ich dann langsamer.
Ich hatte auch eine Angel. Jeden Morgen ging ich zu meinem Platz um frische Fische zu angeln. Ich angelte nur die, die wir auch essen konnten. Wenn ich dort an meinem Platz saß, konnte ich den Sonnenaufgang betrachten und die Mücken, die über dem Wasser tanzten und es war mir, als ob Gott mit mir sprechen würde. Später konnten wir alles im Supermarkt kaufen, aber dort sprach Gott nie mit mir.
Ich konnte auch unglaublich schnell auf Bäume klettern. Von dort hatte ich eine herrliche Aussicht auf unser Dorf. Vor allem zum Haus eurer Großmutter, dass ich immer beobachtete. Und im Frühling pflückte ich ihr Apfelbaum und Kirschblüten von den höchsten Ästen. Als wir dann heirateten musste ich nicht mehr auf den Baum und später kam ich nicht mehr hinauf.
„Du, Großvater“, sprach das andere Mädchen gespannt. Kann es sein, dass man alt und müde wird, weil man diese Sachen nicht mehr macht? Dass man nicht mehr Rennen mag?“
„Ja“ sagte der alte Mann. „Das ist gut möglich. “
Nachdenklich ging das Trio ins Haus.
Text: Petra Höberl
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