Dabei fing er eigentlich ganz gut an. Er fing nicht anders an, als alle anderen Tage. Es gab keine ominösen Vorzeichen und auch das Wetter war nicht speziell. Höchstens ein wenig kühl.

Die kleine Prinzessin machte das, was sie immer machte. Prinzessin sein. Sie konnte nichts anderes. Ihr ganzes Leben lang schon, war sie Prinzessin.

Was Prinzessinnen machen?
Nun, sie sind als allererstes unbekümmert. Nicht so unbekümmert, dass sie nichts mehr kümmert, aber mehr kümmert sie dann auch nicht besonders. Warum auch nicht? Prinzessinnen haben ein gutes Leben und werden meistens von allen gemocht. Es gibt keinen Grund für Kümmernisse.

Außerdem haben Prinzessinnen einen Thron. Da sitzen sie herum und schauen die Welt aus ihrer Perspektive an. Es ist eine lustige Sicht die sie sehen, da ja unbekümmert. Und so sitzen sie und schauen und lächeln und freuen sich des Lebens.

Prinzessinnen sind es gewohnt, das zu bekommen, was Sie möchten. Besonders viel möchten Sie allerdings nicht, weil ihnen sowieso alles zufällt.

Aber eine Sache, die wollte die kleine Prinzessin ganz dringend. Es schien ihr, als ob ihr ganzes Prinzessinnensein davon abhängen würde!
Sie wollte den Prinzen haben!

Diesen wunderbaren Prinzen, der die Welt verzaubern konnte. Der, der immer die richtigen Worte zu sagen schien und der sie anblickte als wäre sie ein Universum für sich.
Den wollte sie. Dringend.

Ja und dann passierte etwas Schreckliches. Ihr war es heute noch so, wenn sie nur daran dachte, dass eine kalte Hand in ihr Herz griff.

Der Prinz stürzte sie von ihrem Thron.

Er stürzte sie von ihrem Thron und nahm ihn auch gleich noch mit. Futsch. Weg war er.
Und mit ihm ihr Prinzessinnen Dasein.

Es bekümmerte sie unendlich. Dabei hatte sich äußerlich gar nicht viel verändert. Immer noch verzauberte er die Welt, sprach die richtigen Worte und sah in ihr das Universum.
Nur die Prinzessin war nicht mehr dieselbe.

Ja, es war ein schwarzer Tag.

Die Prinzessin wurde sehr still. Ohne ihren Thron, fühlte sie sich sehr unsicher und so zog sie sich zurück. Diese Sicht der Welt behagte ihr nicht. Das ging einige Jahre so.

Ach sie machte so viele Fehler. Immer schien sie das Falsche zu sagen, oder zu tun, oder zu denken! Ohne Thron war ihre ganze Prinzessinnen Zeit völlig nutzlos! Die Jahre schienen sie voller Elan durchzubeuteln.

Eines Tages ging sie alleine im Wald spazieren. Wie immer ziemlich bekümmert, aber gleichzeitig wurde sie nun sehr wütend. Voller Zorn schrie sie in die Luft:
Warum? Wieso habe ich das verdient?

Sie kauerte sich auf den Boden, weinte ein wenig und dachte bei sich, ich habe doch nie jemandem etwas Böses getan!

Als sie sich wieder etwas erholt hatte, stand plötzlich eine alte Frau vor ihr. Mit Knollennase und ohne Zähne. Wirre Haare, die nach allen Seiten abstanden. Eine Hexe aus dem Bilderbuch.

Wortlos hielt sie der Prinzessin einen Spiegel vor die Nase.

Verwirrt blickte diese hinein. Und sah etwas Erstaunliches. Eine schöne, reife Frau. Wissende Augen. Sanfte Gesten. Eine unbeugsame Haltung, wenn es darauf ankommt und doch biegsam wie eine Feder im Wind. Ein strahlendes Lächeln. Und eine Krone auf dem Haupt.

Lange blickte sie hinein. Und plötzlich hörte sie ihr Herz sprechen.

-> Die Prinzessin muss vom Thron stürzen um eine Königin zu werden. Nur dann hat der König sie verdient. <-

Der Kummer verschwand nun, so plötzlich, wie er gekommen war.
Die Prinzessin wusste jetzt, was sie zu tun hatte.

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Text: Petra Höberl

Bild: pixabay

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