“Wenn du saufen kannst, dann kannst du auch arbeiten!”
Sie lächelte schwach. Wie oft hatte sie diesen Satz in ihrer Jugend gehört. Ziemlich oft, denn sie hatte sich nichts geschenkt.
Wie eine verdurstende hatte sie sich in das Nachtleben gestürzt.
Was halt so ein Dorf an Nachtleben hergab.
Aber eigentlich, das war ihr bewusst, hätte Papa das gar nicht sagen müssen.
Das hatte sie von sich aus schon gewusst.
Stirnrunzeln. War da immer schon diese Härte da?
Das exzessive einerseits und diese gnadenlose Härte zu sich selbst. Auf der anderen Seite.
Sie wußte es nicht.
Was sie wußte war, dass aufgeben keine Option ist. Das hatte sie noch nie getan.
Sie mußte nur ein bisschen ausruhen. Dann würde alles wieder gut sein.
Reiß dich zusammen!
Ich hab heute Briefmarken gekauft. Ich bin raus gegangen! Und dann hab ich die Briefe in den Postkasten geworfen! Ich Heldin!
Was für eine Ironie.
Sie hatte den Verdacht, dass sie sich selbst was vormachte. Fast wünschte sie sich, dass der Körper endlich mal zusammenbricht. Wenn sie es ihm erlauben würde. Treuer Körper.
Und immer noch schenkt sie sich nichts.
Aufgeben? Keine Option.
Text: Petra Höberl
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