Es war einmal ein kleines Sein.
Es war wirklich klein, aber es war. Oder vielleicht Ist es sogar noch, denn eines Tages beschloss das Sein anzuschauen was da so Ist.
Also nicht das Ist, was es ist, sondern das Ist was sonst noch so Ist.
Und es entdeckte ganz viel Ist.
Das Opfer ist, den Ego Ist, den Neid Ist, die Freund Ist, den Mir Doch Egal Ist, den Unterwürfigen Ist, den Chef Ist, ach du meine Güte, es gab so viele Ists, sie konnte sich gar nicht alle merken.
Das Sein wurde ganz traurig, denn jedes Ist kam ihr bekannt vor aber dann waren die alle doch wieder ganz anders. So anders, dass es ihr Sein erschreckte.
Doch furchtlos trampte es weiter. Ein Glühen in ihrer Brust ließ es immer und immer weiterschreiten. Ja, wäre das glühen nicht gewesen, wäre es vielleicht erfroren!
Und eines Tages entdeckte es ein neues Ist.
Aber dieses Ist kam ihr überhaupt nicht bekannt vor! Sowas hatte es noch nie gesehen.
Wochenlang umschwirrte das Sein dieses verwirrende Wesen, aber das brachte es keinen Schritt weiter.
Schließlich sprach das Sein, nach großem Zögern, denn es war ein wenig schüchtern, ihren Gegenstand der Beobachtung an.
“Darf ich fragen, welches Ist du bist? Ich beobachte dich schon eine Weile, aber ich werde einfach nicht klug aus dir.”
Das Wesen vor ihr lachte. Nein, es schüttelte sich vor Lachen. Was das Sein ein bisschen verärgerte, aber die Neugier war trotzdem größer und so wartete es ab.
Schließlich beruhigte sich ihr Gegenüber.
Ich bin kein Ist. Sagte es. Ich bin ein Sein, so wie du.
Der Unterschied ist nur, dass ich um meinen Wert weiss.
Das kleine Sein, das vielleicht immer noch Ist, oder auch nicht, blickte erst ziemlich verdutzt, aber dann lachte es, nein, es schüttelte sich vor Lachen und das Sein, dass ihren Wert kannte schüttelte sich mit.
Vielleicht schütteln sie sich immer noch.
Text: Petra Höberl
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